Ausgangssituation
In meinem Unterricht versuche ich meiner Schüler immer auch zum kreativen Umgang mit dem eigenen Instrument zu führen und einer meiner Ratschläge ist hier, sich selbt aufzunehmen, selbst Playalongs zu komponieren und dazu zu spielen. Allerdings ist zum Aufnehmen einer Gitarre bestimmte Hard- und auch Software nötig. Da viele meiner Schüler nocht nicht berufstätig sind und nicht ohne weiteres größere Summen in Equipment investieren können oder wollen, habe ich mir die Frage gestellt, wie man mit möglichst wenig Geldeinsatz eine elektrische Gitarre aufnehmen und bestenfalls einen ganzen Song mit 2 Gitarren, Bass und Schlagzeug arrangieren kann. Zu diesem Zweck habe ich mir zunächst mehrere Audiointerfaces im alleruntersten Preissegment angesehen (12-59€) und dann passende, möglichst günstige Recording-Software (DAWs = Digital Audio Workstations) recherchiert.
Benötigte Hardware oder „Das Audiointerface“
Ein Audiointerface wandelt ein analoges in ein digitales Signal um. Oder anders ausgedrückt: Das, was aus der Gitarrenbuchse rauskommt, muss irgendwie in den PC rein und dafür ist eben ein solches spezielles Gerät nötig. Es gibt hier verschiedene Konzepte, eine Unzahl an Möglichkeiten und eine nach oben offene Preisskala. Ein Audiointerface im klassischen Sinne hat jedoch – simple ausgedrückt – auf der einen Seite eine oder mehrere Buchsen für Instrumente und/oder Mikrofone und auf der anderen Seite einen USB-Anschluss um das ganze in – für den PC verwertbare – Daten umzuwandeln.
Es gibt Audiointerfaces mit unterschiedlichen Ausstattungen, weswegen sie auch in der Größe zum Teil stark variieren. Ein weiteres Qualitätsmerkmal sind einerseits die A/D Wandler und andererseits die Latenz, mit welcher das Signal umgewandelt wird. A/D steht für Analog/Digital. Diese Bauteile wandeln also das Analoge Singal in ein Digitales um. Qualitativ hochwertige A/D Wandler sind natürlich auch teuer. Ich selbst höre allerdings nur noch gelegentlich ein deutliches Manko bei sehr günstigen Geräten. Eine größere Rolle spielt allerdings die Latenz. Eine große Latenz – also Verzügerung – führt dazu, dass eine Ton erst spürbar zu spät über die Boxen erklingt, nachdem er auf der Gitarre gespielt wurde. Eine große Latenz macht es also nahezu unmöglich genau zu einer existierenden Spur zu spielen.
Wenn man außerdem mit einem einfachen Audiointerface eine E-Gitarre aufnimmt, erhält man bestenfalls zunächst ein cleanes Gitarrensignal. Damit man für ein fettes Heavy-Metal Riff auch mal einen verzerrten Gitarrensound zu Hand hat, muss das Signal also irgendwie noch weiter verarbeitet werden. Im Laufe der Zeit kamen deswegen Interfaces auf den Markt, welche speziell auf die Bedürfnisse von Gitarristen zugeschnitten sind. Zum Beispiel bieten einige integrierte Ampsimulationen, wodurch also direkt der gewünschte Sound zum PC übertragen wird oder sie werden mit zusätzlicher Software geliefert, die das eingespeiste Signal erst in der Aufnahmesoftware nach einem bestimmten Verstärker klingen lassen sollen. Die Lösungen mit integrierten Ampsimulationen kosten leider alle deutlich mehr als 100€. Bei meinen Recherchen ging es primär darum herauszufinden, was sich mit den günstigsten Lösungen bewerkstelligen lässt. Für meine Recherche habe ich mich für folgende 4 Geräte entschieden:
- The t.bone USB 1G (12,90€)
- Alesis Core 1 (54€)
- Vox AmPlug I/O (31€)
- Behringer UCG 102 (19€)

Behringer UCG 102
Auf das Interface von Behringer war ich besonders gespannt. Es ist günstig und die Produktbeschreibung vermittelt hier den Eindruck, gezielt die Bedürfnisse von Gitarristen zu bedienen. Zwar lies es sich nach einigem rumprobieren als Interface benutzen (D.h. das Grundsignal der Gitarre war hörbar), die mitgelieferte Software lies sich aber leider auf mehreren Rechnern mit Windows 10 nicht installieren. Die auf der Homepage des Herstellers downloadbare Software wirkt steinalt, die Bedienungsanleitung ist der Rede nicht wert und auf der Homepage gibt es keinerlei hilfreiche Informationen. Kurzum: Das Teil ist hoffnungslos veraltet und eigentlich nicht mehr für den gedachten Einsatzzweck zu gebrauchen. Zwar könnte man es als günstiges Interface nutzen, der Vox Amplug scheint hier aber aufgrund der wesentlich besseren Software und des nur geringfügig höheren Preise von 10 Euro die empfehlenswertere Alternative.

The t.bone USB 1G
Das The t.bone USB 1G von Thomann bietet ein interessantes und platzsparendes Konzept. Auf der einen Seite in die Gitarre einstecken und auf der anderen Seite am USB-Port einstöpseln. Leider ist die Latenz so groß, dass es sich nicht zum einspielen mit der Gitarre eignet. Zum Aufnehmen bzw. digitalisieren von anderem Zeug mag es aber durchaus taugen.

Alesis Core-1
Das Alesis Core-1 kommt dem klassischen Audiointerface am nächsten. Es hat das hochwertigste Gehäuse, kommt mit Cubase LE im Gepäck (das ist schon eine halbwegs brauchbare Recording-Software) und bietet dank der verbauten Kombibuchse auch die Möglichkeit eine Mikrofon anzuschließen (Für die Insider: Es bietet jedoch keine Phantom-Power!). Zwar gibt es noch einige vergleichbare Produkte für unter 40 Euro, doch aufgrund der kompakten Bauweise habe ich mich für dieses Gerät entschieden. Eine Frage, welche sich mir jedoch im Vorfeld stellte war: Bekomme ich hiermit unterschiedliche Sounds für die e-Gitarre hin? Ist dafür zusätzliche Software nötig und wenn ja, welche zusätzlichen Kosten entstehen?

VOX Amplug I/O
Der VOX Amplug I/O ist für mich der Testsieger. Die Konstruktion ist aus meiner Sicht zwar unvorteilhaft. Das Kästchen wird direkt in die Gitarre eingesteckt und mit einem – gefühlt zu kurzen – USB Kabel mit dem PC verbunden. Bei Gitarren, welche die Buchse an der Außenseite haben, hängt das Kästchen recht unmotiviert an der Unterseite rum – ich hätte hier eine Lösung mit einem Tischgehäuse bevorzugt. Das große Plus des Amplugs ist jedoch die mitgelieferte Software. Sie bietet von allen getesteten Geräten die größte Soundauswahl, funktionierte auf Anhieb und lässt sich in jeder Recording-Software als VST-Plugin nutzen. Die Sounds gehen in Ordnung. Natürlich gibt es da besseres. Für einen Preis von um die 30€ kann man aber auch nicht meckern. Alles in allem: Meine Kaufempfehlung!
Die Software
Man stelle sich folgendes vor: Eine Band möchte eine CD aufnehmen und stellt dazu einfach ein Mikrofon in die Mitte des Raumes. Da die Band nicht aus Profimusikern besteht, schafft sie es erst nach einer Woche und etwa 172 Versuchen, den Song das erste Mal fehlerfrei einzuspielen. Beim Anhören des vermeindlich fehlerfreien Takes, stellen die Bandmitglieder dann fest, dass eine der zwei Gitarren total verstimmt war und sich der Sänger aufgrund seiner akuten Bronchitis anhört wie Kermit der Frosch. Da alle Instrumente gleichzeitig und auf einer „Tonspur“ aufgenommen wurden, lässt sich nachträglich nichts mehr korrigieren und eine Woche Arbeit war umsonst.
Irgendwann kam aus diesem Grund dann die erste Mehrspurbandmaschine auf den Markt, welches es erlaubte die Instrumente einzeln aufzuzeichnen, nachträglich zu bearbeiten und auch ein einzelnes Instrument oder besser eine einzelne „Spur“ neu aufzunehmen. Auf so ziemlich jedem heimischen PC lässt sich heute Software installieren, die genau diese genialen Möglichkeiten eröffnet. Man spricht hier von „Digital Audio Workstations“ (DAWs). Eine der ersten DAWs waren Cubase von der Firma Steinberg und Logic, welches heute von Apple vertrieben wird, aber die Auswahl ist auch hier, genau wie bei der verwendbaren Hardware riesig.
Da es mir ja darum geht eine möglichst günstige Lösung zu finden, habe ich gezielt nach Freeware recherchiert. Von allen großen DAWs gibt es kostenlose, abgespeckte Basis-Versionen (z.B. Studio One Prime, Cubase LE etc.). Diese Versionen sind durchaus brauchbar, sind aber an entscheidenden Punkten beschnitten. So lassen sich in Studio One Prime z.B. keine VST-Instrumente aktivieren. Dies ist wichtig, um z.B. ein Schlagzeug zu programmieren (Wie das genau geht, werde ich in einem weiteren Artikel beschreiben). In die finale Auswahl kamen deswegen die beiden Freeware Programme Audacity und Reaper. Dem Alesis Core 1 liegt außerdem eine Version von Cubase LE bei, welches ich deswegen auch stellvertretend für die restlichen Light Versionen bekannter DAWs in meinen Vergleich aufgenommen habe.
Audacity
Audacity erscheint unter der GNU GPL Lizenz und ist somit wirklich kostenlos. Mit der Software lassen sich gute Aufnahmen realisieren und auch zum Bearbeiten von Sounddateien eignet sie sich gut. Allerdings fehlen meiner Meinung nach einige Komfort-Funktionen.
Reaper
Reaper hingegen wird von einem Entwicklerteam betreut und stetig weiterentwickelt. Die Bedienung und Oberfläche ähneln der der „großen“ Brüder und ist an vielen Stellen komfortabler. Reaper kann 60 Tage lang kostenlos genutzt werden, danach wird darum gebeten eine Lizenz für 60$ zu erwerben. Die Software lässt sich aber auch weiterhin nutzen.
Cubase LE
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Fazit
Hardwareseitig ist der VOX Amplug I/O empfehlenswert. Vor allem die Software btingt hier entscheidende Vorteile gegenüber den restlichen Audiointerfaces. Als DAW überzeugt Reaper dank eines großen Funktionsumfanges und der Nähe zu professionellen Lösungen.
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